Am 4. Juli 1792 gab die Königliche und Kurfürstliche Residenzstadt Hannover durch die Erteilung der Konzession zum Betrieb einer Verlagsbuchhandlung an Heinrich Wilhelm Hahn den Startschuss für ein Unternehmen, das sich zu einem der ersten Verlagshäuser Deutschlands entwickeln sollte und darüber hinaus auf kulturellem Gebiet Bedeutendes geleistet hat.
Gemeinsam mit seinem Bruder Bernhard Dietrich Hahn eröffnete Heinrich Wilhelm Hahn am 25. September 1792 das Geschäft „Gebrüder Hahn“ in der Leinstraße 32 in Hannover. Mit dem Erwerb der Rittscherschen Buchhandlung Hannover und Osnabrück im Jahre 1800 und der Trampeschen Buchhandlung in Halle im Jahre 1806 vergrößerten die Brüder Hahn das hannoversche Geschäft. Die im Jahre 1810 erworbene Buchhandlung von Caspar Fritsch in Leipzig wurde als eigenständiges Geschäft unter dem Namen „Hahnsche Verlagsbuchhandlung in Leipzig“ geführt.
Im Jahre 1814 übernahm Heinrich Wilhelm Hahn als Mitbegründer der Hannoverschen Bibelgesellschaft des neuen Königreiches den Verlag der Bibel.
Am 31. März 1818 erhielten die Gebrüder Hahn das königliche Patent zum Führen des Titels „Hof-Buchhändler“ und nannten ihr Geschäft nun „Hahnsche Hof-Buchhandlung“. Als Bernhard Dietrich Hahn nur wenige Monate später (18.9.1818) starb, nahm Heinrich Wilhelm Hahn seinen ältesten Sohn Heinrich Wilhelm als Gesellschafter in das hannoversche Geschäft auf. Dieser hatte bereits während seines Geschichtsstudiums in Göttingen Georg Heinrich Pertz kennengelernt. Der in Hannover tätige Archivar und Bibliothekar war von 1823 bis 1873 der erste Leiter der Monumenta Germaniae Historica (MGH), dem bedeutenden Quellen- und Urkundenwerk des deutschen Mittelalters, das die Hahnsche Buchhandlung von 1826 bis 2014 verlegte.
Bedeutende Titel der Hahnschen Hof-Buchhandlung zu Lebzeiten H.W. Hahns d. Ä. waren neben der MGH die „Deutsche Grammatik oder Lehrbuch der deutschen Sprache“ und das „Allgemeine verdeutschende und erklärende Fremdwörterbuch“ von Johann Christian August Heyse. Die Schriften Hermann Wilhelm Bödekers, Werke von Christian Fürchtegott Gellert, Adolph Freiherr Knigge, August Rehberg und Albrecht Thaers gehörten ebenfalls zum Verlagsprogramm.
Nach dem Tod von Heinrich Wilhelm Hahn dem Älteren (4.3.1831) übernahm Heinrich Wilhelm Hahn d. J. das Geschäft in Hannover und 1843 auch das bis dahin von seinem Bruder Heinrich Bernhard geleitete Geschäft in Leipzig.
Im Jahre 1832 verlegte die Hahnsche Hofbuchhandlung mit der „Hannöverschen Zeitung“ die erste Tageszeitung des Königreiches.
1848 legte Heinrich Wilhelm Hahn d. J. mit der Übergabe sämtlicher Verlagspublikationen an die Nationalversammlung den Grundstein zur Deutschen Bibliothek. 1938 gingen diese rund 4500 Bände, die 1854 der Bibliothek des Germanischen Museums Nürnberg übergeben worden waren, in den Bestand der 1912 gegründeten Deutschen Bücherei in Leipzig über. Zu den bedeutendsten Werken, die während der Verlagstätigkeit von Heinrich Wilhelm Hahn d. J. erschienen, zählten Schriften von G. F. Grotefend, die „Geschichte des Königreichs Hannover und des Herzogtums Braunschweig“ von A. Hüne sowie geographische Lehrbücher, Lehrwerke für den Geschichtsunterricht, griechische und lateinische Grammatiken und lateinisch-deutsche Wörterbücher. 1843 verlegte die Hahnsche Hof-Buchhandlung die „Gesammelten Werke“ von Gottfried Wilhelm Leibniz.
Nach dem Tod Heinrich Wilhelm Hahn d.J. (19.4.1873) erbte dessen Enkelsohn Herbert von Thielen die Geschäfte in Hannover und Leipzig. Das Geschäft in Hannover firmierte nun unter dem Namen „Hahnsche Buchhandlung“, da der Titel Hof-Buchhändler nicht weitervererbt werden konnte. 1893 wurde die Geschäftsführung durch den Verkauf des Leipziger Geschäftshauses an Franz Wagner und die Ernennung von dessen Firma als Kommissionär vereinfacht und die Firma nannte sich nun „Hahnsche Buchhandlung Hannover und Leipzig“.
Nach dem Tod Herbert von Thielens (1920) und auch seiner Erbin Wilma von Thielen (18.2.1943) ging die Hahnsche Buchhandlung in den Besitz der Familie von Schütz zu Holzhausen über.
Das Geschäftshaus in der Leinstraße 32 in Hannover wurde am 26. Juli 1943 bei einem Bombenangriff zerstört und ein Großteil des Archivs und der Akten verbrannte.
Unter dem Geschäftsleiter Werner Rusack baute die Hahnsche Buchhandlung in der Nachkriegszeit das Geschäft neu auf. Schulbücher für allgemeinbildende Schulen und Handelsschulen, Nachdrucke und Neuerscheinungen der Monumenta Germaniae Historica, wissenschaftliche Werke und Nachdrucke älterer Werke gehörten ebenso zum neuen Verlagsprogramm wie auch von 1949 bis 2018 das Schulverwaltungsblatt für Niedersachsen.
Zum Verlagsprogramm der Hahnschen Buchhandlung gehörten neben den bereits erwähnten, Publikationen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen, des Historischen Vereins für Niedersachsen, der Gesellschaft zur Erforschung der Geschichte der Juden, des Vereins für Geschichte und Kunst im Bistum Hildesheim, des Stadtarchivs Hannover, des Georg Eckert Institutes Braunschweig, der Niedersächsischen Archivverwaltung und des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege. Die inhaltliche Ausrichtung lag neben der Mittelalterforschung und der Erforschung der Geschichte der Juden und der Landesgeschichte auch im Bereich der Pädagogik, Schulbuchforschung, Archäologie und der Alten Sprachen.
Das Geschäftshaus in der Leinstraße 32 wurde 1953 wiederaufgebaut und beherbergte die Hahnsche Buchhandlung bis ins Jahr 2013. Seit Januar 2019 findet eine umfassende Neuausrichtung des Verlages Hahnsche Buchhandlung unter einer neuen Geschäftsführung statt.